31. Stuttgarter Controlling und Management Forum — Recap

Am 19. und 20. September 2017 fand das Stuttgarter Controlling und Management Forum (SCF) der Beratungsgesellschaft Horváth & Partners nun bereits zum 31. Mal statt.
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Am 19. und 20. September 2017 fand das Stuttgarter Controlling und Management Forum (SCF) der Beratungsgesellschaft Horváth & Partners nun bereits zum 31. Mal statt. An zwei Konferenztagen ging es in einer Vielzahl von Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Einzelgesprächen rund um das Thema Digitalisierung und dessen Auswirkung auf die Strategie und die Unternehmenssteuerung. Die Verleihung des Péter Horváth Dissertationspreis und des Green Controlling Preises der Péter Horváth-Stiftung sowie mehrere interaktive Dialoge mit dem Publikum rundeten das Veranstaltungsprogramm ab. Ein schönes Beispiel für Agilität in der Planung erbrachte das Veranstaltungsmanagement: Als die ursprünglich geplante Location für das gemeinsame Abendessen am ersten Veranstaltungstag kurzfristig nicht zur Verfügung stand, konnte innerhalb weniger Stunden eine Alternative für die gut 100 Teilnehmer gefunden werden.

Unternehmensplanung und Treiberbasierte Steuerung


Wie bereits in den vergangenen Ausgaben des Stuttgarter Controlling und Management Forums waren es auch dieses Jahr insbesondere die Praxisvorträge namhafter Unternehmen, die den Besuch der Veranstaltung wertvoll machen. Zunächst verdeutlichte Stefan Klebert, Vorstandsvorsitzender der Schuler AG, anschaulich an praxisnahen Beispielen, wie verschiedene Bereiche im Unternehmen bereits von der Digitalisierung profitieren: angefangen bei der Vertriebsunterstützung über den Informationsbeschaffungsprozess bis hin zur strategischen Planung. Er erinnerte daran, wie der Planungsprozess vor der Digitalisierung aus der Bearbeitung verschiedener Vorlagen bestand und Inhalte aufwändig in Excel-Tabellen oder PowerPoint-Präsentationen erfasst wurden. Die Digitalisierung ermöglichte den Schritt in eine effizientere top-down Planung mit geführten Prozessabläufen und einheitlich vorgegebenen Markt- und Wettbewerbsannahmen. Im Bereich Vertrieb sorgt ein eigenentwickeltes Softwaretool dafür, dass sich der Außendienst mehr mit dem Kunden beschäftigen kann und weniger Zeit mit dem Suchen und Bereitstellen von Unterlagen verbringt. Für Klebert ist die fortschreitende Digitalisierung von Unternehmensprozessen die unangefochtene Basis für zukünftiges Wachstum.

Neben dem Kernthema Digitalisierung des Finanzbereichs war das Thema WerttreibermodelleBestandteil unterschiedlicher Vorträgen. Peter Holtmann, Head of Controlling der Krones AG, beschrieb in seinem Vortrag die Reorganisation der Finanzfunktion der Firma. Neben Zielen wie Effizienzsteigerung und Verbesserung der Datenqualität betonte er die zunehmende Wichtigkeit von zukunftsorientierten und treiberbasierten Diskussionen. Jens Kopp, Director Corporate Finance, IT, M&A and Head of Group Planning and Reporting, stellte den treiberbasierten Planungsansatz der ZF Friedrichshafen AG vor. Das Unternehmen stand vor Herausforderungen wie einer hohen Ressourcenbindung in der Planung, Prozessbrüchen und einer Vielzahl von Abstimmungsschleifen und ausgeprägten Diskussionen. Um diesen zu begegnen wurde ein ressourcenschonender top-down Ansatz eingeführt, welcher auf einem Detail reduzierenden Treibermodell basiert. So wurde ein Controlling instrument geschaffen, mit dem zentrale Schwachstellen in der Unternehmensplanung behoben werden und der enorme Aufwand der Planung signifikant reduziert werden konnte. Perspektivisch hält Kopp es für möglich, die dezentrale Planung durch treiberbasierte Simulationen zu ersetzen. Er berichtet jedoch auch von den Herausforderungen bei der Einführung des neuen Ansatzes mit einer Softwarelösung. Diese bestanden insbesondere darin, dass dem Team das Gefühl für Treiber fehlte, was ein anfängliches Aufsetzen der Software erschwerte.

Abb. 1: Digitale Methoden und Instrumente werden die Unternehmenssteuerung der Zukunft prägen. Horváth & Partners

Unternehmenssteuerung der Zukunft


Ebenfalls neue Denkanstöße brachten die Vorträge von Dr. Uwe Michel und Kai Grönke von Horváth & Partners. Dr. Michel zeichnete in seiner Keynote ein agiles Bild der zukünftigen Unternehmenssteuerung, bei dem sog. Digital Corporates sich verstärkt Eigenschaften und Methoden aus der Startup-Welt aneignen. Kernpunkte sind hier absoluter Kundenfokus, Schnelligkeit und Adaptionsfähigkeit. Kürzere Zyklen und die Ausrichtung auf Skalierbarkeit – beides elementare Eigenschaften von Startups – werden unabdingbar sein, um in der digitalen Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben. „Das Controlling muss seine Instrumente, Prozesse, Steuerungsinformationen und -systeme weiterentwickeln, um zur Steuerung digitaler Geschäftsmodelle einen wirkungsvollen Beitrag leisten zu können“, dem ist sich Dr. Michel sicher.

Grönke ging mit seinen Ausführungen im Vortrag Die digitale Finanzfunktion – Automatisierte Prozesse, neue Organisationsformen und veränderte Rollen noch weiter ins Detail. Er beschäftigte sich vor allem mit dem Wie? und stellte Robotic Process Automation (RPA) und Advanced Analytics als Zukunftsbereiche des Controllings vor. Unter RPA ist die „selbstständige Ausführung wiederkehrender, regelbasierter und auf strukturierten Daten fußender Prozessschritte oder -ketten durch spezifisch programmierte Softwareroboter“ zu verstehen. Junge Unternehmen wie Roboyo beschäftigen sich seit einiger Zeit mit diesem Ansatz und können hier bereits erfolgreiche Projekte mit Unternehmen und Konzernen vorweisen. Im Bereich Advanced Analytics seien insbesondere automatische Prognosen und Simulationen von Planungsszenarien für bessere Forecasts und Entscheidungen zukünftige und vielversprechende Instrumente der Unternehmenssteuerung.

So vielfältig die Möglichkeiten auch sein mögen, eines ist sicher: Die Unternehmenssteuerung der Zukunft ist geprägt von digitalen Instrumenten und Methoden. Daher gilt es für Unternehmen, sich schon frühzeitig mit der digitalen Welt vertraut zu machen, und eine aktive Rolle bei der Gestaltung der zukünftigen Unternehmenssteuerung einzunehmen.

„Steuerung innovativer und digitaler Geschäftsmodelle“ als größte Herausforderung


Neben den Vorträgen hatte das anwesende Fachpublikum die Möglichkeit, im TED-Verfahren über bestimmte Fragestellungen und die Relevanz bestimmter Aussagen abzustimmen.

Besonders erwähnenswert waren die folgenden Ergebnisse:

  • Eine Mehrheit der Teilnehmer (55%) hält die Steuerung innovativer und digitaler Geschäftsmodellefür die wichtigste Herausforderung im Controlling internationaler Unternehmen, noch vor den Themen „Digitalisierung der Controllinginstrumente und -prozesse“ (21%) und der „Weiterentwicklung des Controllers zum Business Partner“ (24%). Dies zeigt sehr anschaulich, dass Unternehmen als Digital Corporates zwar auch in der Zukunft wettbewerbsfähig sein werden, die Transformation aber auch in der Steuerung herausfordernd sein wird.
  • Eine Lösung für diese Herausforderung wird jedoch gleich mitgeliefert: Als größte Chance für das Controlling im Kontext der Digitalisierung wird sehr eindeutig die Optimierung der Steuerung durch Einbeziehung detaillierter unternehmens- und wertschöpfungsübergreifender Daten (72%) wahrgenommen. Spannend ist dabei, dass im Gegensatz dazu die weiteren Antwortmöglichkeiten „Harmonisierung und Automatisierung bestehender Controllingprozesse“ (18%) und „Verbesserte Treffergenauigkeit von Zukunftsprognosen“ (10%) als weniger relevant empfunden werden.
  • Allerdings – die notwendige Transformation bleibt weiterhin herausfordernd, diese Erfahrung war in den meisten Kundenvorträge zu beobachten. Als größter Engpass der digitalen Veränderung wird dabei der Mangel an Fachleuten in den Unternehmen für die Umsetzung (47%) genannt, dicht gefolgt von mangelndem Verständnis/ mangelndem Drive in der Unternehmensführung (38%). Limitationen im Budget (14%) spielen – zum Glück – nur eine geringe Rolle.

Zukünftige Unternehmenssteuerung in Ihrem Unternehmen


Mit zahlreichen aufgezeigten Möglichkeiten im Bereich der Digitalisierung ist die Message des 31. Stuttgarter Controlling und Management Forums klar: Die Digitalisierung hat in der Vergangenheit bereits in vielen Bereichen Verbesserungen gebracht – nun ist das Controlling an der Reihe. Um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, bedarf es sowohl den nötigen Drive in der Unternehmensführung, als auch radikales Umdenken auf fachlicher und struktureller Ebene. Unternehmen sind gut beraten, sich mit der Zukunftsfähigkeit der aktuellen Steuerungsansätze stärker auseinanderzusetzen und diese kritisch zu hinterfragen.

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