Gastgeber Prof. Dr. Ronald Gleich lädt für den 18. Oktober auf den Frankfurter Campus! Das Panel, das sich auch dieses Mal mehr als sehen lassen kann, verspricht einen kurzweiligen Abend mit interessanten und wertvollen Insights.
Natürlich haben wir uns wieder vorab ein wenig umgehört: Marie-Luise Lehmann, die neben dem Beratungs-Startup Finance Goes Agile den ICV-Fachkreis Agiles Controlling leitet, hat uns einen kleinen Einblick das Zusammenspiel von Agilität und Corporate Finance gegeben und Prof. Ronald Gleich stand wieder für einige Fragen zur Verfügung.

Hochkarätiges Panel beim Controlling & Performance Management-Dialog
Nach der Eröffnung durch Prof. Gleich und ICV-Vorständin Claudia Maron geht es mit Vorträgen von Dr. Mark Jehle (Head of Finance, Merz Pharma) und Marius Knierim (Leiter Commercial Finance, Hays) gleich an zentrale Pain Points im Controlling: Beide präsentieren Perspektiven auf die Finance Transformation. Dr. Jehle skizziert ein KPI-Modell sowie ein System zur Ermöglichung und Unterstützung erfolgreicher Transformationen; Marius Knierim zeichnet den Weg zur digitalen, integrierten Unternehmensplanung auf.
Szenario-Simulationen: Krisenbeurteilung und -bewältigung in einem besonderen Umfeld
Uwe Pohlers, Bereichsleiter Betriebssteuerung bei den Leipziger Verkehrsbetrieben demonstriert den Nutzen von Szenario-Simulationen für die Krisenbeurteilung und -bewältigung. Als Controller in einem sowohl hochvolatilen als auch besonders langfristig zu planenden Umfeld hat Pohlers mit einer besonders großen Palette von Business-Treibern und Marktdynamiken zu tun. Agil wird es schließlich auch mit Marie-Luise Lehmann. Als Leiterin des Fachkreises Agiles Controlling des ICV beschäftigt sie sich in ihrem Vortrag mit genau dieser zentralen Frage, was agiles Controlling eigentlich ausmacht.
6 Fragen an Prof. Ronald Gleich: Was wird anders?
Erneut konnte Valsights Khai Tran den Gastgeber für ein kurzes Statement gewinnen. Was sind eigentlich die großen Neuigkeiten am CPMC? Geheim! Was wird diesmal anders werden? Was ist das überhaupt: „Agilität“? Die Antworten im Video:
Marie-Luise Lehmann, was ist agiles Controlling?
Mit Finance Goes Agile hat Marie-Luise Lehmann die „Unternehmensberatung für Finance & Controlling der Zukunft“ gegründet. Steuerung in volatilen Zeiten? Starre Budget Prozesse? Workflows die historisch gewachsen sind? Fehlende Agilität? Das sind Fragen, die sie (und ihre Klienten) umtreiben.
Nach fast einem Jahrzehnt in leitenden Finance-Positionen sowie als Dozentin für Agile Finance greift sie immerhin auf einen ordentlich gefüllten Erfahrungsschatz zurück und merkt: „Die Steuerung aus der Vogelperspektive heraus ist längst nicht mehr zeitgemäß“, sie führe zu Hemmnissen und Widerständen. Warum das so ist?

Zentral, so Lehmann, sei eine in den letzten Jahren entstandene Sprachbarriere, eine Art Inkompatibilität von agilen Teams und der Finanzfunktion: „Mittlerweile haben sich – aus guten Gründen – viele Departments mit dem agilen Manifest auseinandergesetzt und agile Methodiken in ihr Daily Business übernommen.“ Wenn nun aber die Fachabteilungen agil seien, müsse das Controlling lernen, dies zumindest zu spiegeln:
„SCRUM beispielsweise gibt es nicht her, die Kausalkette zwischen Ressourcen-Einsatz und P&L genau so zu handhaben, wie es vor Jahrzehnten vielleicht noch Usus war. Wenn beispielsweise ein Dev-Team oder das Procurement agil planen, das Finance Department aber noch mit klassischen Planungsmethoden unterwegs ist, entsteht unweigerlich eine Verständnis-Lücke.“ Und das führe nicht nur zu Frust.
Das Controlling, so Lehmann weiter, müsse schließlich seine eigene Herkunft anerkennen – eine Epoche der Industrialisierung, die aus heutiger Sicht gemeinhin als „klassisch“ zu betiteln sei: „Wo Produkte und Wertschöpfung standardisiert wurden.“ An die Stelle dieses einstmals revolutionären Moments der ersten Industriellen Revolution sind nun andere Dynamiken getreten. Man könne folglich heute nicht dieselben Maßstäbe anlegen, mit denselben Dogmen operieren: „Die Geburtsstunde des Controllings lag in begrenzten Absatzmärkten, die Wertschöpfung kam durch maschinellen Einsatz zustande. Der Taylorismus basierte auf klaren, linearen Kausalitäten. Wenn wir diese heute eins zu eins auf unsere aktuellen durch Digitalisierung geprägten Wertschöpfungsparadigmen anlegen, muss es notwendigerweise knirschen.“
Aber was kann man ändern?
Marie-Luise fallen u.a. diese Punkte ein:
- Akzeptanz: An erster Stelle steht, diesen Sachverhalt zu akzeptieren: Offenheit kann nur da entstehen, wo Einsicht für die Notwendigkeit der Weiterentwicklung besteht.
- Gefühlte Sicherheiten abschaffen: Dass eine ‚One-Fits-All‘-Mentalität nicht mehr funktionieren kann, Budgets nicht mehr unbedingt zeitgemäß sind und Komplexität nicht nur externe, sondern auch interne Effekte hat, muss anerkannt werden.
- Wissen ist zum Teilen da: Der notwendige und gewünschte Kulturwandel im Corporate Finance kommt nicht automatisch. Ein wichtiger Punkt ist: Wissen kann erst dann richtig wertschöpfend wirken, wenn es geteilt wird!
- Controlling muss agil werden: Das agile Manifest ist kein agiles Monopol. Es haben sich so viele Gewerke mit der Agilität auseinandergesetzt und Teile in den eigenen Metzhodenpool übernommen – das Controlling muss mindestens nachziehen, denn sonst entstehen Kompatibilitäts-Lücken und eine Sprachbarriere zwischen Fachabteilungen und Controlling.
Strukturen und Rollen überdenken: Um agil und transparent zu agieren, müssen Teamstrukturen und auch die Rolle von Führungskräften im Controlling überdacht werden.
Marie-Luise Lehmann leitet neben ihrer Arbeit mit Finance Goes Agile den Fachkreis agiles Controlling im ICV – die Mitgliedersteigerung in den letzten Monaten, sagt sie, illustriere das starke Interesse in dem Bereich. Der Fachkreis versteht sich als Community-Hub und zielt mit dem Workshop-Charakter seiner Meetings auf die Bildung von starken Netzwerken und den Know-How-Austausch zwischen den Mitgliedern: „Es geht darum, sein Wissen zu teilen, gemeinsam zu wachsen, Success-Stories zu feiern, aber auch aus Fail-Geschichten zu lernen“.
Um aus Fehlern zu lernen, muss man sie ja nicht immer erst selbst machen.
Im Vortrag Agile in Finance und Controlling wird Marie-Luise Lehmann dies genauer ausführen.
Zum ICV-Fachkreis agiles Controlling | Marie-Luise Lehmann auf LinkedIn | Finance Goes Agile
Rückblick: Controlling & Performance Management-Dialog 2020

Auch der Einstand der Veranstaltungsreihe glänzte bereits mit hochkarätigen Redner:innen: Neben Ingo Müller, Bereichsleiter Group Planning & Controlling Treasury bei der Commerzbank, der einen Einblick in die Szenario-Simulation bei der Commerzbank mit Valsight erlaubte, ging es u.a. mit Dr. Matthias Mahlendorf um innovative Daten-Nutzungs-Möglichkeiten oder bei Péter Horváth um das Tanzen mit Elefanten. Zum Rückblick.
Das CPMC
Das CPMC (=Centre for Performance Management & Controlling) wurde im Herbst 2020 gegründet. Aufgabe und Ziel des Centres ist es, die wissenschaftliche Arbeit, das Netzwerk sowie das Weiterbildungsangebot der Frankfurt School of Finance and Management im Themenfeld Controlling & Performance Management zu bündeln und zu stärken.
Ronald Gleich, Professor für Management Practice & Control, und Matthias Mahlendorf, Professor für Managerial Accounting, leiten das Institut. In enger Kooperation mit Unternehmen adressieren sie mit ihren Teams aktuelle Fragen zur Unternehmenssteuerung, entwickeln in diesem Rahmen neue Performance-Management-Konzepte für die CFO-Funktion und führen entsprechende Studien durch.